Es gibt Dinge über die RAF die wussten wir vielleicht noch nicht, wollten wir aber eigentlich auch nicht wissen.
Andreas Veiel, Dokumentarfilmregisseur und Theaterautor, widmet sich nicht zum ersten Mal einem in der deutschen Filmgeschichte nicht ganz unbekannten Thema: Der Roten Armee Fraktion. Bereits 2001 realisierte er einen Dokumentarfilm über den von der RAF ermordeten Deutsche Bank-Vorstandssprecher Alfred Herrhausen und RAF-Terroristen Wolfgang Grams. Nun versucht er sich an einer fiktionalen Adaption des Themas und thematisiert die Vorgeschichte des Baader-Meinhof-Komplexes.
Im Mittelpunkt stehen die jungen Tübinger Literatur-Studenten Gudrun Ensslin (Lena Lauzemis) und Bernward Vesper (August Diehl). Bernward Vesper, Sohn des völkischen Dichters und glühenden Hitler-Verehrers Will Vesper (Thomas Thieme), der sich vom Erbe seines übermächtigen Vaters nur langsam und schmerzvoll zu emanzipieren sucht, beginnt eine Affäre mit der jungen Gudrun Ensslin. Zusammen gründen sie den Verlag ‚Studio Neue Literatur‘. Die Beziehung gestaltet sich kompliziert und ist von Bernwards ständiger Untreue gezeichnet. Als das Paar schließlich nach Berlin zieht wird die Kluft zwischen ihnen immer tiefer. Als Gudrun schließlich Andreas Baader (Alexande Fehrling) kennen lernt, wird sie in den Strudel des gewalttätigen Aktivismus mitgezogen für den sie bereit ist, ihre Familie, ihren Freund und den gemeinsamen Sohn Felix zu verlassen. Bernward hingegen, offensichtlich mit der Erziehung des Kindes überfordert, flüchtet sich in Drogen bis er schließlich, nach Aufenthalt in einer Psychiatrie, Selbstmord begeht.
Gudrun Ensslin, erscheint als idealistische aber höchst unsichere Frau, die auf die immer wiederkehrenden Seitensprünge ihres Mannes mit Selbstverletzungen reagiert. Die Emanzipation aus ihrer kleinbürgerlichen Familie mit Mann und Sohn ist keine richtige, geht sie doch dabei einfach nur zum nächsten, radikaleren Mann über, dessen Ideal sie dann aktiv teilt und unterstützt.
Auch wenn der Film den falschen Heroismus der Figuren erfolgreich vermeidet, so fügt er dennoch nichts Neues über die Geschichte der RAF hinzu, sieht man einmal davon ab, dass Andreas Baader des Nachts sich gerne mal den Lidstrich zog und sich in der Schwulenszene aufhielt und Bernward Vesper einmal einen Kater namens Murr hatte, den der Vater bei Nacht und Nebel erschoss was eine Art unverarbeiteten Vaterkomplex nahe legt. Das klingt verdächtig nach einer ‚backstory wound‘, die zwar das persönliche Drama des Herrn Vesper erklärt, aber was fügen diese Tatsachen der Geschichte des Baader-Meinhof-Komplexes hinzu? Sie helfen nicht das ‚Warum?‘ zu erklären.
Was bleibt ist die Geschichte einer an unvereinbaren Idealen scheiternden Beziehung zwischen zwei Menschen, wie sie zu jeder Zeit an jedem Ort statt finden könnte.