Dossier – Sensorische Ethnographie

Allakariallak alias Nanuk. Was hört er wohl im Grammophon?

Allakariallak alias Nanuk in Nanuk, der Eskimo (Robert Flaherty, USA, 1922)

Im Allgemeinen findet das Menschliche dort statt, wo wir ein Wissen von ihm erlangen können: Sei es im Hinblick auf seine Physis, seine Handlungen oder Gefühle. Dabei ist man jedoch immer schon von der Existenz des Menschen ausgegangen, hat ihn bereits gesetzt, wo sich sein Wesen erst noch zu erweisen hat. Mit der Bewegung von der Visuellen Anthropologie zur Sensorischen Ethnographie kommen Praktiken in den Blick, die den Zugang selbst zu jenem Wissen vom Menschen problematisieren. So ist der epistemische Horizont keineswegs theoretisch vorgezeichnet, sondern offen für „sensorische Erfahrungen“ als Episteme eigenen Rechts.

Dieses Dossier nimmt sich denjenigen filmischen Praktiken an, die sich durch eine Erforschung der Sinne wie durch eine sinnliche Erforschung auszeichnen: Dabei geht es weniger um eine gattungsspezifische Orientierung, sondern um einige wenige Leitfragen, die mal auf die Formierung des Humanen zielen, mal auf die historische Dimension Visueller Anthropologie, mal auf die performative Dimension im Dokumentarischen, mal auf die Sensibilitäten im Experimentalfilm, mal auf die spezifischen poetischen Strategien im Spielfilm oder Essayfilm. Alle diskutierten Filme, die mit dem Etikett „Sensorische Ethnographie“ versehen sind, können hier aufgerufen werden.