Bujalskis Forumsbeitrag, der bereits auf dem Sundance Festival 2013 lief, ist definitiv ein unkonventioneller Film und man muss schon ein bisschen ein Nerd sein, um diesen Beitrag zu mögen.
Der Film erzählt die Geschichte einer Gruppe von Schachprogrammierer mit ihren tollkühnen Apparaten, die in einem kleinen amerikanischen Provinzhotel Anfang der frühen 1980er Jahre nicht nur im Duell Maschine gegen Maschine herausfinden wollen welche die beste Apparatur ist, sondern auch der ewigen Frage nachgehen, ob und wann eine Maschine einen Menschen im Schach überflügeln wird. Bujalski fokussiert sich in seinem Film auf das Wochenende des Turniers und entführt den Zuschauer in eine Schwarzweiß Welt der schlechten Haarschnitte und der nerdigen und doch liebenswerten Typen, deren wohl einziger Lebensinhalt die Welt des Computerschachs zu sein scheint. Doch bald stellt sich heraus, dass die scheinbar unfehlbaren Maschinen durchaus menschliche Züge offenbaren und statt die perfekte Strategie für das Schachspiel zu berechnen, auf dem Spielbrett lieber Schach-Selbstmord begehen, weil sie nicht gegen anderen Maschinen spielen wollen und damit ihre Programmierer in die Verzweiflung treiben. Parallel zu den Schachprogrammierern tagt auch eine Selbstfindungsgruppe und Vertreter der freien Liebe in diesem Hotel und so kreuzen sich unweigerlich die Wege dieser beiden Gruppen, die nicht unterschiedlicher sein könnten.
So ist der Film auch die Geschichte von Selbstfindungstrips unterschiedlichster Art, wie die des jungen aber schüchternen Programmierers Peter Bishton (Patrick Riester), der an diesem Wochenende seine ersten zaghaften Kontakte mit dem anderen Geschlecht macht.
Der Film, der im Stil eines 4:3 S/W Video gedreht wurde (im Film ist die PortaPak Kamera zu sehen, während der Film selbst auf 16mm gedreht wurde) und somit die Technik der 1980er reproduziert, ist wie eine Art Zeitkapsel der damaligen Zeit und präsentiert sich stellenweise wie eine Dokumentation dieser skurrilen Konferenz. Bujalskis Film ist wie ein Schachspiel, irgendwie unberechenbar und unkonventionell, doch bei genauerem Hinsehen, mehr als nur ein verspieltes Werk. Er präsentiert sich stellenweise wie eine Betrachtung unseres menschlichen Lebens und zeigt, dass die Menschen und ihre Computer mehr gemeinsam haben als es auf den ersten Moment den Anschein hat. Genau wie ihre von Algorithmen bestimmten Maschinen, befinden sich auch die Menschen ab und zu mal in gefühlten Endlosschleifen, aus denen es kein keinen Ausweg zu geben scheint. Auf der anderen Seite ist es auch nicht verwunderlich, dass die Maschine sich in einem „Kriegsspiel“ wie Schach weigert gegen seinesgleichen zu kämpfen, genauso wie es auch ein Mensch tun würde. Wenn auch mit einem ironischen Augenzwinkern, kommt daher nicht von ungefähr die Frage nach der militärischen Bedeutung ihrer Arbeit, die die Programmierer eines Abends konspirativ bei Zigaretten und Cannabis in einem Hotelzimmer diskutieren.
Folgerichtig zu der Parallele zwischen Mensch und Maschine, findet sich eines Abends Programmierer Beuscher (Wiley Wiggins) – wenn auch auf ironische Weise -, mit einer Art „Computer-Kind“ und der fast schon existenziellen Frage konfrontiert, die sich auch schon Kubrick in 2001: A SPACE ODYSSEY gestellt hat: haben Computer eine Seele oder sind sie gar menschlich? Oder, betrachtet man das Ganze aus unserer heutigen Zeit, in der ein Leben ohne Computer schon fast nicht mehr wegzudenken ist und zwischenmenschliche Beziehungen fast schon ihre menschliche Wärme verloren haben: sind wir selbst nicht schon ein bisschen wie unsere Computer geworden?